Köln, 10.12.2013 - "Köln macht blau - Köln leuchtet" - Aktion anläßlich des Tags der Menschenrechte

1 Clara Kessler: "Laut der allgemeinen Menschenrechtserklärung von 1948 hat ein Mensch das Recht auf einen Lebensstandard, der seinem und dem Leben seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet. Einer Studie zufolge besitzen jedoch 20 Prozent der Menschheit 94 Prozent des weltweiten Reichtums. Gesundheit und Wohl für alle Menschen klingt angesichts dieser Zahlen utopisch.

2 Clara Kessler: "300 Menschen besitzen soviel wie drei Milliarden Menschen. Wenn diese 300 Menschen nur hier und heute zuhören würden, gäbe es auf der Domplatte mehr Reichtum, als der Reichtum Indiens, Chinas, Brasiliens und der USA zusammen."

3 Clara Kessler: "Industrieländer sind aktuell 80mal reicher als Entwicklungsländer... Große Unternehmen erzielen sehr viel Gewinne in den Entwicklungsländern... Der Gewinn bleibt allerdings nicht da. Er geht stattdessen an Industrieländer. Zudem tilgen Entwicklungsländer seit Jahren Schulden, die schon mehrmals bezahlt wurden... Nun schauen wir uns das Gesamtbild an: 130 Milliarden Dollar zahlen Indusrieländer an Entwicklungsländer jährlich. Entwicklungsländer zahlen jährlich 2000 Milliarden Dollar an die Industrieländer zurück..."

4 Manfred Müller: Es gibt [in Köln] einen Armutsausweis. Das ist der KölnPass. Eine Kölnerin oder ein Kölner, der so um die 900 Euro im Monat zur Verfügung hat, der gilt in dieser Stadt als arm. Ich persönlich habe 650 Euro im Monat. Ich gelte nach wissenschaftlicher Definition als absolut arm. wenn wir uns fragen, wieviel Menschen sind davon betroffen, dann sind das insgesamt in dieser reichen Stadt 190.000 Menschen, die brutto weniger als 900 Euro im Monat haben, d.h. jeder fünfte. Unter diesen 190.000 Menschen sind ca. 160.000, die wie ich Hartz IV beziehen. Was bedeutet das? Menschenrecht, das Recht auf Arbeit, das haben wir verloren.

5 Manfred Müller: "Nun kann man sagen, das geht. Ja, das geht vielleicht für drei Monate, vielleicht für ein Jahr. Aber dann sind so langsam sämtliche Dinge, die man verkaufen kann, über Ebay verkauft. Und dann fängt etwas an, was Verdrängung aus dieser Stadt bedeutet, Verdrängung aus dieser Gesellschaft. Es ist eine Struktur geschaffen, die inzwischen heißt: Tafeln, denn ich muß zur Tafel, ich muß zum Sozialkaufhof gehen, ich muß zur Kleiderkammer gehen. Und: ich muß Flaschen sammeln. Das sind die Menschenrechte heute in diesem reichen Land."

6 Werner Rügemer: "Zur Zeit wird zwischen der EU und den USA ein "Freihandelsabkommen" verhandelt. Wir müssen uns verdeutlichen, was es bedeutet, die USA im Bereich der Arbeitsrechte als Verhandlungspartner zu haben. Die USA stehen weltweit im Bereich der Arbeit an der Spitze derer, die die Menschenrechte NICHT anerkannt haben. Die USA haben folgende Arbeitsrechte bis heute NICHT anerkannt: das Recht, sich in Gewerkschaften zusammenzufinden, das Recht, gemeinsame Tarifverträge abzuschließen, das Recht, daß Mann und Frau gleichen Lohn bekommen, das Recht, daß Kinder erst ab einem bestimmten Alter arbeiten dürfen. Alle diese Rechte haben die USA NICHT anerkannt."

7 Werner Rügemer: "Und auch in der EU, wo es rechtlich ein bißchen besser aussieht, werden diese Rechte gegenwärtig abgebaut. Wenn z.B. so genannte Rettungspakete für Griechenland durchgezogen werden, dann besteht die EU darauf, daß Tarifverträge außer Kraft gesetzt, Löhne gesenkt, daß Renten gesenkt, soziale Ansprüche gesenkt werden, so daß die Menschen unter die Grenze der Existenzsicherung herunter fallen."